Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeitsstörungen sind Störungen der Persönlichkeitsentwicklung, die sowohl mit dem Temperament, dem eher angeborenen Teil der Persönlichkeit, als auch mit dem Charakter, dem eher im Lauf des Lebens erworbenen Teil der Persönlichkeit, zu tun haben. Das heißt, es kann unter bestimmten vererbten Voraussetzungen (z.B. bei Fehlfunktionen in Hirnbotenstoffsystemen oder bei Vernetzungsstörungen zwischen verschiedenen Hirnregionen) zur Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung kommen, wenn belastende Umweltfaktoren - wie z.B. Gewalterfahrungen, sexueller Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit - hinzukommen.
Eine Persönlichkeitsstörung liegt vor, wenn sich von der jeweiligen gesellschaftlichen Norm stark abweichende unflexible, unvorteilhafte oder unangemessene Erlebens- oder Verhaltensmuster eingestellt haben, die zu starkem Leidensdruck und/oder psychosozialer Beeinträchtigung für die Betroffenen und/oder ihre Umgebung führen. Diese Muster entstehen in der Kindheit und Jugend, kommen im späten Jugend- oder jungen Erwachsenenalter zur Ausprägung und bleiben über Jahre relativ konstant.
Drei Gruppen von Persönlichkeitsstörungen
Psychiater unterscheiden drei Gruppen: Eine Gruppe mit selbstunsicheren, abhängigen und zwanghaften Zügen (Cluster C), eine Gruppe mit unsozialen, angeberischen, dramatisierenden und emotional instabilen Merkmalen (Cluster B) und eine Gruppe mit misstrauischen, sonderbaren und rückzüglerischen Eigenschaften (Cluster A). Nicht selten liegen Mischformen vor. Ein Patient kann sowohl über zwei oder mehr Ausprägungen einer Persönlichkeitsstörung aus einer Gruppe verfügen als auch aus zwei oder sogar allen drei Gruppen.
Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeitsstörungen sind häufig: Bis zu 15 Prozent der europäischen Bevölkerung sind betroffen. Die Diagnostik erfolgt durch Befragung der Betroffenen und ihrer Angehörigen, eine genaue Verhaltensbeobachtung im (teil)stationären Rahmen und durch Persönlichkeitstests in Fragebogenform. Die Therapie kann sich - in wechselnder Intensität - über Jahre erstrecken, weil viele Erlebens- und Verhaltensmuster nicht einfach zu verändern sind. Trotzdem kann eine Psychotherapie, manchmal in Kombination mit einer Medikation, zu einer erheblichen Entlastung und zu einem ermutigenden Auftakt eines Veränderungsprozesses beitragen.